Equines Metabolisches Syndrom (EMS)

Mein Pferdchen ist zu dick!

Wieso ist mein Pferd dicker als andere? Es ist so leicht zu sagen: Dein Pferd wird falsch gefüttert. Es ist wie bei uns Menschen auch: natürlich sind dicke Menschen einfach nur undiszipliniert. Oh wenn es so einfach wäre!

Jeder der dünn ist, sollte das als Geschenk begreifen und sich aus dem Thema raushalten. Das ist meine Meinung. Denn es gibt noch mehrere Gründe, als einfach nur mengenmäßig zu viel zu essen. Und selbst dieser Grund wird meines Erachtens viel zu wenig hinterfragt. Warum ißt denn der eine mehr als der andere? Warum wird er oder sie nicht satt oder hat nach 2 Stunden bereits schon wieder Hunger? Könnte es Ursachen dafür geben?

Ja die gibt es. Mikronährstoffmängel zum Beispiel. Oder eine Schilddrüsenfehlfunktion oder andere hormonelle Dysbalancen.

Lassen Sie uns das genauer anschauen:

Schilddrüsenhormone werden zum größten Teil als Speicherhormone (T4) gebildet und müssen an Ort und Stelle im Gewebe aktiviert werden (in das stoffwechselaktive Hormon T3). Für diese Umwandlung ist Selen sehr wichtig und Blutzucker. Ein niedriger Blutzuckerspiegel fährt deshalb den ganzen Stoffwechsel runter. Menschen mit wenig Schilddrüsenhormonen im Blut haben Süßgelüste oder müssen schnell etwas essen um Schilddrüsenhormone zu aktivieren. Das läuft natürlich nicht bewußt ab. Aber sicherlich haben Sie das auch schon erlebt: Finger und Füße werden kalt. Sie essen was und alles wird wieder schön warm. Das beschreibt das ziemlich genau.

Stress kann den Blutzuckerspiegel Achterbahn fahren lassen

Genaugenommen aber auch Leberprobleme. Denn die Leber sollte eigentlich genügend Glykogen gespeichert haben, um auf „Befehl“ der Nebenniere, dieses Glykogen wieder zu mobilisieren und Blutzucker bereit zu stellen. Kann sie das nicht, fällt der Blutzuckerspiegel ab, das führt zu Stress, Cortisol wird wieder ausgeschüttet und so weiter…

Eine solche Stoffwechsellage ist schon ziemlich verworren und ungut. Da will man gar nicht erst hinkommen.

Nebennieren und Schilddrüse hängen eng miteinander zusammen. Was den Blutzuckerspiegel angeht, so muss die Leber einen großen Teil der Arbeit machen. Störungen in allen 3 Organen können zu massiven Problemen führen.

Kurzfristig ist so etwas für den Stoffwechsel immer zu handhaben. Langfristig entstehen schwere Störungen daraus, die sich in Krankheiten manifestieren.

Schilddrüsenunterfunktion führt zu Übergewicht

Warum das die Tierärzte nicht erkennen? Das ist mir auch ein Rätsel. Bei Menschen sehen wir bei HPU Patienten häufig, dass die Schilddrüsenwerte im Blut unauffällig sind, wenn wir die Umsetzung der Hormone aber im 24 Stunden Urin messen, stellen wir fest: da wird kaum etwas den ganzen Tag über umgesetzt. Das Blut ist immer eine ganz kleine Momentaufnahme. Der 24 Stunden Test gibt da ein besseres Bild wieder. Beim Pferd haben wir diese Möglichkeit nicht. Und doch: wie häufig sehen wir bei dicken Pferden Abweichungen und der T4 Spiegel ist erniedrigt. Welche Konsequenz hat das? Keine. Der Tierarzt argumentiert, dass es echte Schilddrüsenunterfunktionen beim Pferd eigentlich nicht gäbe. Das Problem müsste wohl ein anderes sein. Das ist nicht wirklich Ignoranz. Aber es bedeutet einfach, dass wir noch nicht genug wissen und kaum wirklich gute Messmethoden haben.

Dicker Mensch, zu wenig Schilddrüsenhormone: hier wird therapiert. Und siehe da: vielen Menschen verhilft das zur Gewichtsabnahme. Dickes Pferd und zu wenig Schilddrüsenhorme? Keine Relevanz. Nahrungskarenz.

Doch wir können mehr tun.

Wir müssen es nicht erst zu Hufrehe und Cushing kommen lassen

Schilddrüsenstörungen kommen bei der Stoffwechselstörung HPU überdurchschnittlich häufig vor. Das hat damit zu tun, dass diese Patientengruppe in der Regel sehr stresslabil ist. Doch auch, weil der erhöhte Bedarf an Vitamin B6 zu einem Vitamin B3 Mangel führt- Vitamin B3 (Niacinamid) ist wichtig für den Einbau von Jod in Schilddrüsenhormonen.

Bei einem B3/B6 Mangel kann das also nicht mehr reibungslos laufen.

Ein weiterer Schnittpunkt ist Glutathion. Dieses wichtige Molekül wird ebenfalls Vitamin B6 abhängig hergestellt. Glutathion ist nicht nur elementar für die Entgiftung, es ist auch wichtig für die Sensitivität des InsulinRezeptors. Und hat damit maßgeblich Einfluss auf den Blutzuckerspiegel und wieviel Zucker in die Zellen kommt. Fettleibigkeit wird immer auch assoziiert mit einer sog. Insulinresistenz. Die Zellen werden zunehmend unempfindlich gegenüber Insulin. Das führt zur Verzuckerung des Stoffwechsels mit allen bösen Folgen, wie Gefäßerkrankungen, Übersäuerung etc.

Ihr Pferd hat EMS?

Machen Sie einen HPU-Test® und kontrollieren Sie die Schilddrüsenwerte. Selenspiegel sollten am oberen Referenzbereich sein, Zink und B-Vitamine sollten hochdosiert zugefüttert werden, Magnesium ist ein weiterer „Keyplayer“, der diesem Stoffwechseltyp gut tut. Denken Sie auch an ein kupfer-freies Mineralfutter mit ausreichendem Jod und Vitamin D3 Anteil.